Sonntag morgen…endlich ausschlafen…dachten der Paul und ich nach einer langen Arbeitswoche in der Wurste-und Kantinenküche der kleinsten Fleischwarenfabrik Norddeutschlands. Aber wie das Leben eben so spielt. war damit um halb neun schluß….einfach so… kein Rekeln und Kuscheln mehr unter der Decke…keine süßen Träume mehr von Palmen am Strand…das Telefon schrillte erbarmungslos, und auch das Kissen über die Ohren gewickelt half nicht wirklich weiter. Wer konnte das sein? Da muss doch was passiert sein? Oder doch vielleicht ein geschätzter Kunde, der zu dieser nachtschlafenden Zeit ganz schnell ein paar Steaks zum Grillen benötigt, weil er unsere Öffnungszeiten und auch die sämtlicher Fleischerläden und Supermärkte in Garbsen verpasst hatte?…aber bei Violkas gibts doch immer was, das ist bekannt…also ging ich ran….
„Hallo Tina, ich bin hier in der Garbsener Masch mit dem Fahrrad und meinem Ako unterwegs, und der ist einfach zusammen gebrochen und röchelt…und kriegt keine Luft.“ …stotternd und stockend und völlig aufgelöst kam dieser Hilferuf von Horst, einem Bär von Mann aber in solchen Situationen sensibel und hilflos wie starke Männer eben so sind. „Horst, wo bist Du denn, was ist los?“ Ich war sofort hellwach. „Ich bin hier bei der Familie Hartmann, das 1. Haus in der Gegend hier, was ich schnell erreichen konnte, und die waren so nett mich telefonieren zu lassen…was soll ich nur tun? Ich weiss gar nicht ob Ako noch lebt, ich musste ihn ja allein in der Feldmark lassen…“
„Ruf ganz schnell die Feuerwehr an…112…, es muss doch sowas wie einen Tierärztlichen Notdienst geben, und die müssen ja wissen, wie der alarmiert wird. Und dann fahr zurück zu Ako und bleib bei ihm, bis die kommen!“…mehr fiel mir im Moment auch nicht ein, es war ja schließlich Sonnteg, alle Tierärzte in der Gegend genossen ihr wohl verdientes Wochende.
Da saß ich nun im Schlafanzug vor dem aufgelegten Telefon, wach und fast ausgeschlafen…was nun. Ich konnte die ganze Sache doch nicht so einfach abhaken und wieder ins Bett gehen…mal schnell googeln…aha…Notrufnummern …Tierärztlicher Notdienst…hab schnell alles ausgedruckt und mir den Autoschlüssel geschnappt und hab mich auf den Weg gemacht. Vielleicht konnte ich ja helfen…auf alle Fälle konnte ich den Horst und den Ako nicht so ganz allein in der Pampa lassen…
…bin also in voller Schlafmontur sofort ins Auto und in der Masch herumgekurvt auf Feldwegen, die schon fast keine mehr waren…
…und hab die Beiden gefunden. Es war schon recht warm an diesem Morgen und die Sonne brannte. Hund Ako lag am Wegesrand und japste nach Luft…die Zunge ganz Blau…Mensch Horst stand daneben und japste vor Sorge und Aufregung fast genauso. Der Notdienst war alarmiert und wir beschlossen, dass ich den Einsatzwagen an der Hauptstrasse abfangen solle und zum Ort des Geschehens leite. Ich wartete und wartete…geschlagene 20 Minuten…es geschah nichts. Das dauert alles viel zu lange, wer weiss wie lange Ako noch durchhält bei diesen Temperaturen, er ist ja auch nicht mehr der Jüngste mit seinen 12 Jahren, dachte ich und fuhr die lange Strecke wieder zurück. Als ich erneut bei den Beiden ankam, hoben Horst und ich den Ako vorsichtig ins Auto und hatten vor, selbst in die Notaufnahme der Tierklinik zu fahren. Als wir Ako sicher und bequem im Fond des Autos verstaut hatten, kam just in diesem Moment ein Polizeiwagen auf uns zu. Die beiden Männer in schwarz, die sich als POK Fuhrberg und PK Festerling vorstellten, waren nach Eingang des Notrufes sofort zu uns geeilt und haben uns erstmal ein wenig beruhigt…. sieht ja echt sexy aus diese neue schwarze Polizeiuniform…viel besser als das Kackgelb aus vergangenenen Zeiten…und dann noch zwei so gut aussehende und nette männliche Wesen darin verpackt…kein schlechter Anblick am frühen Morgen…und ich im Schlafanzug Modell „Liebestöter“…naja
Der Tiernotdienst sei unterwegs und sie würden das Ganze nochmal ein bißchen ankurbeln, damit es schneller ginge. Trotzdem hatten wir das Gefühl, daß die Minuten wie Honig tropften und klebten und einfach nicht vergehen wollten. Schließlich zählte jede Sekunde, denn Ako litt eindeutig sehr…
Als dann endlich nach einer gefühlten Ewigkeit der Einsatzwagen eintraf, ging alles ganz schnell. Hund und Herrchen wurden schnellstens in die Tierärztliche Hochschule Hannover kutschiert. Ärztliche Versorgung war sofort zur Stelle und Akos Zustand wurde stabilisiert. Es war wohl die Hitze und das Alter, die den Ausschlag gegeben hatten, dass Ako zusammengebrochen war. Auf einem Kühlbett gebettet und gut versorgt verbrachte Ako die Nacht in der Klinik. Am nächsten Tag konnte Horst seinen treuen Freund wieder zu sich nach Hause holen und beide waren froh, dass sie sich wieder hatten…
…. aber ein richtiges Happyend kann ich Euch Lesern diesmal doch nicht bieten, denn es wurde festgestellt, dass Ako ein schweres Herzproblem hat…und irgentwann in nicht allzu langer Zeit wird Horst seinen Ako in Ehre gehen lassen müssen…in eine andere Welt jenseits der Zeit….und auch dann wird Horst seinem Ako zur Seite stehen und ihn begleiten…so wie es jeder Mensch tun würde, der die Liebe kennt…
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